Raufutter (Heu etc.)
"Das Heu zählt bis heute zu den wichtigsten Futtermitteln für Pferde. Von seiner Qualität hängen in hohem Maße Wohlbefinden und Gesundheit der Tiere ab." (COENEN, VERVUERT, 2020)
Abbildung: Heu
Wie beurteilt man Heu ?
Heu lässt sich im Allgemeinen nach folgenden Kriterien beurteilen
✓ Farbe und Aussehen
✓ Griff
✓ Geruch
Abbildung: Heuqualität nach verschiedenen Gesichtspunkten
Abbildung: Heubeurteilung
Weiterhin wird die Heuqualität maßgeblich beeinflusst von:
Botanische Zusammensetzung (Gräser, Kräuter, Kleeartige) |
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Verunreinigungen z.B. Erde, Steine, Staub |
nicht verfüttern! |
Giftpflanzen |
nicht verfüttern! |
Heuraufen und Heunetze
Heuraufen oder Heunetze sind, wenn sie gut durchdacht und vernünftig angebracht werden, eine gute Alternative, um fressgierige Pferde mit hohem Body Condition Score zu kurzen Fresspausen zu verhelfen. Allerdings bergen sie immer ein Risiko, so dass eine tägliche Kontrolle unumgänglich ist. Schlimmste Verletzungen können die Folge sein, wenn man hier an der falschen Stelle spart !
Abbildung: Diese "Marke Eigenbau - Heuraufe" birgt ein viel zu hohes Risiko und sollte weder auf einem Paddock noch auf der Koppel stehen!
Für die Pferdehaltung gibt es Richtwerte, wie sie unter anderem in den „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nachgelesen werden können, und jeder Stall- und Pferdebesitzer sich wenigstens einmal genauer betrachtet haben sollte.
Es wird zum Beispiel folgendes für Raufen gefordert:
- "... Bei Raufen ist besonders darauf zu achten, dass die Pferde nicht hineinsteigen oder mit den Hufen durch die Stäbe schlagen und hängen bleiben können.
- Stababstand von Senkrechtstäben für Raufen 5 cm (ausgewachsene Pferde).
- Stäbe / Rohre dürfen unter Last nur schwer verformbar sein.
- Wandraufen müssen eine physiologische Fresshaltung ermöglichen (Fressbereich Wh). Über Widerristhöhe angebrachte Hochraufen sind ungeeignet (unphysiologische Fresshaltung, Augenentzündungen durch herabfallende Futterbestandteile und Staub)...."
Aus dem Nähkästchen geplaudert - Negativbeispiel zum Nachdenken
Obige Abbildung zeigt, wie Heuraufen auf gar keinen Fall aussehen dürfen. Die Abstände der Gitter sind so weit auseinander, dass Pferde sich hier leicht mit den Hufen verheddern und verkeilen können, so dass nur noch die Feuerwehr helfen kann ! ... Blöd, wenn das in der Nacht passiert oder das Pferd sehr leicht schnell panisch wird.... Davon abgesehen wird sehr viel Heu auf dem Boden verteilt, da das Pferd nur versucht, aus der unphysiologischen Fresshaltung heraus immer wieder in die physiologische zu gelangen. Dabei fällt dann nun einmal das Heu auf den Boden, wird dann zermatscht, breitgetrampelt und nicht mehr gefressen. Leider handhaben es einige Ställe dann zusätzlich auch noch so, dass dieses Heu zusammengekehrt und wieder in solche Heuraufen zurückgegeben oder einfach liegengelassen wird. Irgendwie wird das Tier das dann schon verbrauchen. Manch einer scheint darunter dann auch noch eine "ad libitum - Heugabe" zu verstehen, abgesehen von den Gefahren, die von solch einem "Heuteil" ausgehen... |
Auch bei Heunetzen sollte man entsprechende Maschenweiten beachten und selbstverständlich auch diese regelmäßig auf Schäden und Füllungszustand kontrollieren. Auch hier können sich Pferdehufe, isb. wenn Hufeisen daran sind, verfangen. Trägt das Tier auch noch ein Halfter, sind das nicht zu unterschätzende Gefahrenquellen (siehe dazu auch Blogbeitrag "Knotenhalfter Part 2").
Aus dem Nähkästchen geplaudert - Negativbeispiel zum Nachdenken
"Ein Pferd, welches bekanntermaßen immer (!) zuerst das Heu als Futter bevorzugt, wird in eine mit Stroh befüllte Box gestellt, was zunächst unproblematisch ist, sofern es kein Strohkoliker ist (wenn das Pferd schon einmal eine Strohkolik durchlebt hat, gilt hier besondere Vorsicht !). Ein befülltes, baumelndes Heunetz, was normalerweise kurzfristig evtl. für den Transport im Pferdehänger Anwendung finden sollte, wird eingehängt. Am nächsten Morgen wird das Pferd in einer leergefressenen Box bei vollem Heunetz vorgefunden..." |
Folgendes Problem liegt vor: Warum ist das Heunetz noch befüllt, während sämtliches Stroh gefressen wurde, obwohl das Pferd sonst immer lieber das Heu wählt?
Folgende Fragen sollten aufkommen: Hat das Pferd Zahnprobleme? Ist das Heu von schlechter Qualität oder weist womöglich schimmelige Halme auf? Hing das Heunetz zu hoch oder zu tief und hat das Pferd womöglich zusätzlich Rücken- und Nackenprobleme? Ist die Maschenweite zu klein, ist das Heu zu grobstengelig oder zu fein, um es mit den Zähnen durchziehen zu können ? War das Heunetz zu wenig befüllt ?
Es ist die Pflicht des Pferdebesitzers, Stallbetreibers etc., hier genauer hinzusehen und sich darüber Gedanken zu machen, wie man Abhilfe schaffen kann. Heu ist neben Wasser das Grundnahrungsmittel für Equiden ! Und wenn es nicht aufgenommen wird, stimmt etwas nicht ! |
Bleib dran, weitere Informationen folgen...
Quellen:
COENEN, M.; VERVUERT, I.: Pferdefütterung, Thieme Verlag, 6. Auflage, 2020
VANSELOW, R. et al.: Pferd und Heu, VFD Bundesverband 2018